Zur Zukunft Europas

Einladung zum Vortrag   „Zur Zukunft Europas“  


Nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes bot Deutschland ein Bild unbeschreiblichen Elends. Das Image Deutschlands in der Welt war verheerend. Die zunehmende Systemkonfrontation zwischen der Sowjetunion und insbesondere den USA zwang den Westen dazu, darüber nachzudenken, wie Deutschland in den Westen eingebunden werden könnte. Mit dem Schuman-Plan vom 9. Mai 1950 begann die Aussöhnung jahrhundertealter Feindschaft zwischen Frankreich und Deutschland. Es war der Start einer mehr als 70-jährigen Integrationsgeschichte, die neben überzeugenden Erfolgen auch viele Krisen aufwies.

Alle Erfolge konnten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Integration Europas nach wie vor nicht vollendet ist. Der Nationalstaat und mit ihm die nationalstaatlich basierte Europäische Union befindet sich in einer Mehrebenenkrise – institutionell, ökonomisch, wertorientiert – kurzum in einer systemischen Existenzkrise. Der Krieg in der Ukraine täuscht zwar oberflächlich eine europäische Einigkeit im Inneren und eine euro-atlantische mit den USA nach Außen vor. Aber der zunehmende Nationalismus, der das Eigeninteresse über das Gemeinschaftsinteresse setzt, mit autoritären Strukturen wie in Ungarn, Polen, Italien, Slowenien, aber in Ansätzen auch in fast allen Ländern, bedroht die europäische Demokratie von Innen.

Von Außen wird Europa eine Entscheidung abverlangt, ob und wenn ja, wie weit in den zunehmenden Systemkonfrontationen zwischen Eurasien, vertreten durch Russland/China, dem Islam und den USA die Eigenständigkeit Europas gewahrt werden kann.

Zur Person: Winfried Böttcher (Geboren am 11. März 1936 in Morbach) ist deutscher Politikwissenschaftler und emeritierter Professor am Institut für Politische Wissenschaft (IPW) der RWTH Aachen im Bereich Internationale Beziehungen. Er war Direktor des Klaus Mehnert-Instituts an der Staatlichen Technischen Universität Kaliningrad. Winfried Böttcher gilt als einer der führenden deutschen Wissenschaftler zum Themengebiet „Europa” an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik. Der Forschungs- und Veröffentlichungsschwerpunkt von Böttcher liegt auf internationalen Beziehungen, auf Ost-West-Beziehungen und insbesondere auf Europapolitik und diesbezügliche Integrationstheorien.